Begrüßung (Dr.Herbert Hoffmann)

„Wenn du die Aufnahmeprüfung nicht bestehst, ist es mit dem Studium vorbei“, sagte der Vater zu seinem Sohn unten im Quadrathof, durch den Sie gerade gekommen sind. Dieser stieg dann auf in den Klassenraum, in dem die Aufnahmeprüfung stattfinden sollte. Wenn du nicht bestehst, dann fahren wir gleich wieder nach Hause. „Für Experimente habe ich kein Geld“, sagte der Vater. Nach vier Stunden: bestanden !
Die Rede ist von Peter Wust, nach dem der Preis benannt ist, den die Theologische Fakultät Trier und die Peter- Wust- Gesellschaft heute vergeben.
Sehr geehrte Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir den designierten Preisträger, Herrn Alois Glück aus Traunwalchen in Bayern.
Eine „glück-liche“ Entscheidung. Es wird ein Mann mit dem Peter-Wust-Preis ausgezeichnet, der als überzeugter Christ über Jahrzehnte als Sozialpolitiker gewirkt und als sgn. Laie, d.h. als Mitglied des Volkes Gottes, für sich den Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils angenommen hat, Kirche in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft mitzugestalten. Wie „Sauerteig“ zum Gehen zu bringen, wo nichts mehr geht oder es zu langsam geht. Dazu passt das soeben von Ihnen erschienene Buch: „Anpacken statt Aussteigen“.
Mit Ihnen, verehrter, lieber Herr Glück begrüße ich Ihre Vorvorgängerin im Amt des Präsidenten des ZdK und Preisträgerin des Jahres 1999 Frau Rita Waschbüsch und die anwesenden Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken mit Generalsekretär Dr. Stephan Vesper. Zum ZdK hatte seinerzeit auch Regens Michael Becker eine besondere Beziehung. Er war von 1997-2002 geistlicher Rektor des Generalsekretariats in Bad Godesberg. Wir danken Dir, lieber Regens herzlich für die Überlassung dieses schönen Raumes mit Blick auf den letzten Kurfürsten, den Fürstbischof Clemens Wenzelslaus, Ein Blick zurück in vergangene Zeiten der Kirche. Mit den Mitgliedern des ZdK begrüße ich die Mitglieder des Katholikenrates des Bistums Trier mit ihrem Vorsitzenden Manfred Thesing
Meine Damen und Herren, weil die Verleihung des Peter Wust-Preises heute zum ersten mal hier in Trier stattfindet, möchte ich Sie nun, etwas ungewohnt, entlang der Vita von Peter Wust an der entsprechender Stelle begrüßen.
Peter Wust wurde 1986 in Rissenthal, das heute zu Losheim gehört, geboren. Ich begrüße die Enkelin, Frau Ulrike Wust mit ihrem Sohn Markus. Des weiteren die näheren Verwandten aus Rissenthal und dem Saarland und die Gäste aus dem Geburtsort Rissenthal mit ihrem Ortsvorsteher Peter Meiers.
Große Aufregung gab seinerzeit in der Familie Wust, als eines Tages der Vater „in amtlicher Sache“ erst zum Ortsvorsteher, dann zum Kreisschulinspektor Dr. Berief nach Merzig zitiert wurde. Was war geschehen? Peter hatte heimlich „Seiner Majestät, dem Deutschen Kaiser Wilhelm II in Berlin“ geschrieben und ihn gebeten, ihm „eine ganze Kiste mit Büchern“ zu schicken. Er bekam sie nicht, dafür aber eine Standpauke zu Hause, erinnert sich Peter Wust in „Gestalten und Gedanken“ Ich kann heute hier keinen Kaiserlichen Oberhofmarschall aus Berlin begrüßen. Wohl aber einen Vertreter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), früher Bezirkregierung, Herrn Ltd. Regierungsschuldirektor Martin Harz.

Bleiben wir auf der politischen Schiene. Ich begrüße in Vertretung des Ladtagspräsidenten Hans Ley die Vizepräsidentin des saarländischen Landtages, Frau Barbara Spaniol. Und mit ihr die anwesenden Bürgermeister, Ortsvorsteher aus Trier und Fraktionsvorsitzende der Parteien.
Dem Pfarrer von Rissenthal und Wahlen, Johann Braun war seinerzeit aufgefallen, dass der schmächtige Peter Wust ein ungemein interessierter und gescheiter Bursche ist. Er hat ihn dann mit Lateinunterricht auf die Aufnahmeprüfung hier am Friedrich Wilhelm Gymnasium vorbereitet.
Soll es öfter gegeben haben, dass Pfarrer jungen Leuten auf die Sprünge geholfen und ihnen einen neuen Horizont eröffnet haben. Ich grüße alle anwesenden Pfarrer, Diakone und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr herzlich. An dieser Stelle darf ich auch die ehemaligen Schülerinnen und Schüler des FWG herzlich begrüßen.
Aufnahmeprüfung bestanden. Das war im Jahr 1900. Peter Wust bekam einen Platz im Bischöflichen Konvikt, wo er bis zur Obersekunda blieb. Ich freue mich, dass unser Bischof Stephan heute unter uns ist und sage ihm ein herzliches Willkommen. Es gibt heute keine Konvikte mehr. Aber der Bischof von Trier unterhält 19 eigene Schulen mit über 11000 Schülerinnen und Schülern. Eine große Chance, die zu nutzen ist.

Über die Jahre im Konvikt in Trier von 1900 bis 1905 schreibt Peter Wust in „Gestalten und Gedanken:“ Ein Gefühl unendlichen Dankes will für´s erste in mir aufsteigen für alles das, was diese Jahre mir an seelischer Innerlichkeit und Kultur auf den späteren Lebensweg mitgegeben haben.“
Mit Bischof Stephan Ackermann begrüße ich die Herren Weihbischöfe, WB Alfred Kleinermeilert, WB Robert Brahm und WB Jörg Peters, letzteren auch als Mitglied der Gesellschaft, und die Herren des Domkapitels. Ferner die Leiter und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bischöflichen Verwaltung, namentlich Herrn OStD. Wolfgang Müller, den Leiter der Abteilung Schule/ Hochschule.
Unter uns ist auch Abt Ignatius Maaß von der Abtei St. Matthias in Trier. Herzlich willkommen.
1907 schrieb Peter Wust als Schüler des Friedrich Wilhelm Gymnasiums in diesem Raum sein Abitur,- wie Jahre vorher Karl Marx,- um dann in Berlin mit dem Studium der Germanistik und Anglistik zu beginnen. Ich grüße alle sehr herzlich, die heute im Bildungswesen Verantwortung tragen, Schulleiterinnen und Schulleiter der verschiedenen Schularten in Rheinland-Pfalz und im Saarland, alle, die jungen Menschen einmal die Chance gegeben haben oder heute geben, verlässliche und weltoffene Menschen zu werden. Die dabei die religiöse Dimension des Menschen nicht aus dem Blick verloren haben. Denn als alter Schulmann darf ich sagen: Wer den Menschen halbiert, die religiöse Dimension abspaltet oder verkommen lässt, kann auch pädagogisch nur „halbe Sachen“ machen.
Peter Wust also ab 1007 an der Humbold-Universität in Berlin. Als Peter Wust Gesellschaft haben wir dort im letzten Jahr seine Spur aufgenommen, nachdem wir in den Jahren davor u.a. in Straßburg waren, wo er sein Studium beendet hat.
Sein beruflicher Weg im Telegrammstil:
– 1911- 15 „Probekandidat“ an der Städtischen Oberrealschule Neuss
– 1914 Promotion an der Universität Bonn
– 1915-1921 Oberlehrer am Kaiser –Wilhelm- Gymnasium in Trier
– 1921-1930 Studienrat am Kaiser- Wilhelm- Gymnasium, ab 1923 am Dreikönigs-Gymnasium in Köln
– 1930- 1940 ordentlicher Professor für Philosophie an der Westfälischen Wilhelms- Universität in Münster.

Ich grüße heute den Vizepräsidenten der Universität Trier, Prof Georg Müller-Fürstenberger mit Gattin.
Meine Damen und Herren,

Der Peter Wust-Preis wurde 1975, also vor genau 40 Jahren, von der Katholischen Akademie Trier und der christlichen Erwachsenenbildung in Merzig gestiftet und bisher in Saarbrücken verliehen. Heute, wie bereits gesagt, zum ersten mal hier in Trier von den Nachfolge-Stiftern. Es ist eine der ersten Amthandlungen des neuen Rektors der Theologischen Fakultät Trier, Prof Johannes Brandl. Mit ihm begrüße ich die Professoren und Mitarbeiterinnen der Theologischen Fakultät Trier, den Vorstand und die Mitglieder der Peter- Wust-Gesellschaft und unsere Sponsoren.
Ich freue mich, dass Lisa Heinen vom PWG Wittlich hier ist, die am 2o.März mit dem „Kleinen Peter-Wust-Preis“ ausgezeichnet wurde. Ich habe Ihr bei der Preisverleihung in Wittlich einen Ehrenplatz neben Herrn Glück zugesagt und Wort gehalten.

Ein verdientes Bindeglied zwischen der Theologischen Fakultät Trier und der Peter-Wust-Gesellschaft ist gerade mit Blick auf die Neuausrichtung der Preisverleihung Prof. Werner Schüßler, Ordinarius für Philosophie an der hiesigen Fakultät und ausgewiesener Wust-Fachmann.
Meine Damen und Herren,

andersartig wie die Begrüßung ist auch die musikalische Gestaltung der ersten Preisverleihung hier in Trier. Ich freue mich sehr, dass Schülerinnen und Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums Merzig mit drei Titeln aus dem anlässlich des Schuljubiläums im letzten Jahr uraufgeführten Musical „ ZIP ZAP, auf den Spuren von Peter Wust“ die heutige Preisverleihung musikalisch mitgestalten. Peter Wust hätte seine Freude gehabt, euch hier zu sehen und zu hören.

Dieser sah sich , dies zum Schluß, ein Leben lang als „homo viator“ auf einem krisenreichen Weg. Aber wie anders soll sich ein Mensch auf jene letzte Menschenmöglichkeit hin entfalten, die in Jesus dem Christus ansichtig geworden ist, als in der Bewältigung von Krisen. In Christus, dem auferstandenen Herrn, hat er Kraft und Hoffnung erfahren in seinem Leiden und seinem frühen Tod vor 75 Jahren.
Wir sind seinem Vermächtnis verpflichtet.
Ihnen allen, verehrte Damen und Herren, noch einmal ein herzliches Willkommen.

Verleihung des Peter Wust Preises an Alois Glück am 18.4.2015

Prof. Dr. Johannes Brantl, Alois Glück, Dr. Herbert Hoffmann

 

Verleihung des Peter-Wust-Preises an Herrn Alois Glück
Prof. Dr. habil. Hans-Georg Gradl, Trier

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Glück,

lassen Sie mich mit einem Einblick in die Schreibstube beginnen, in der diese Laudatio entstand.
Da liegt auf dem Schreibtisch der Lebenslauf von Alois Glück, der 1940 in Hörzing im Landkreis Traunstein beginnt. Er wächst zusammen mit zwei Schwestern – nachdem der Vater schon 1944 gefallen ist – als Halbwaise auf. Die älteste Schwester ist aufgrund von Kinderlähmung an den Rollstuhl gebunden. Schon mit 17 Jahren übernimmt Alois Glück die Verantwortung für den elterlichen Hof. Er engagiert sich in der katholischen Landjugendbewegung, wird freier Mitarbeiter, unter anderem beim Bayrischen Rundfunk, bildet sich in politischen und gesellschaftlichen Fragen fort und wird – schon mit 30 Jahren – Mitglied des bayrischen Landtags.

Er führt 15 Jahre die CSU Landtagsfraktion, bekleidet zwischen 2003 und 2008 das Amt des Präsidenten des bayrischen Landtags und ist zum Zeitpunkt seines Ausscheidens 2008 mit 38 Mandatsjahren der dienstälteste Parlamentarier in Deutschland.
Aber die Vita mündet damit nicht in die Beschaulichkeit. 2009 wird Alois Glück Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem er schon seit 1983 angehörte. Er ist Vater zweier erwachsener Kinder. Ein Sohn ist schwerstbehindert. Immer bleibt die Biographie geerdet: regional und national, in kleinen Arbeitskreisen und großen Gremien.

Neben dem Lebenslauf liegen die Veröffentlichungen von Alois Glück. Da sind nicht nur strategische Positionspapiere der CSU oder das Grundsatzprogramm der Partei vom Jahr 2007, die er maßgeblich mitgeprägt hat. Auch Monographien sind da, etwa: „Verantwortung übernehmen“ (aus dem Jahr 2000), „Warum wir uns ändern müssen. Wege zu einer zukunftsfähigen Kultur“ (erschienen 2010) oder ein 2012 veröffentlichtes Buch, das ein Gespräch mit Erzbischof Zollitsch nachzeichnet über die Bedeutung der Kirche.

Neben der Vita, den Veröffentlichungen bedecken zahllose Zeitungsberichte, Artikel, Interviews und Kommentare den Schreibtisch: Rückblicke anlässlich seines 75. Geburtstags im vergangenen Januar, Stellungnahmen in seiner Funktion als Präsident des Zentralkomitees zur Sterbehilfe, zum Dialogprozess oder zur Weltbischofssynode.

Und nochmals daneben findet sich eine Aufstellung des ehrenamtlichen Engagements und der Referententätigkeit. Um nur einiges zu nennen: Alois Glück ist Vorsitzender des Netzwerks Hospiz im Heimatlandkreis, stellvertretender Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung, Mitglied von Donum Vitae, Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern und bemüht um die Verbindung von ehrenamtlichem Hospizdienst und Palliativmedizin.

Und schließlich liegt noch ein Auszug aus dem neuen Statut zur Verleihung des Peter-Wust-Preises vor mir:
„Der Preis soll verliehen werden an eine Persönlichkeit, die sich durch ihr wissenschaftliches oder künstlerisches Werk oder durch ihr privates oder öffentliches Engagement verdient gemacht hat um die Verwirklichung des christlichen Selbst- und Weltverständnisses im Sinne Peter Wusts.“

Sollte ich das Gefühl beschreiben, dass sich beim Lesen und Studieren der Dokumente, beim Verfassen dieser Laudatio einstellte: Noch selten bin ich mir bei einer Aufgabe so überflüssig und unnötig vorgekommen. Denn all das spricht ja für sich: mehr kann man nicht machen, vielseitiger kann man sich kaum engagieren!
Kurzum: Um von der Richtigkeit der Preisträgerwahl überzeugt zu sein, muss man nicht aus Bayern stammen (wobei sich gerade die bayrische Seele darüber freut). Man muss eigentlich nur ein einigermaßen interessierter Zeitgenosse und Mitbürger sein, dann leuchtet die Wahl ganz selbstverständlich und unmittelbar ein.

Damit könnte ich eigentlich schon schließen. Aber ich möchte Ihnen doch – nicht als Begründung, denn die ist längst abgegeben, eher im Sinn einer Konkretisierung – drei mit Leuchtstift unterlegte Erkenntnisse weitergeben, die mich – über das allseits bekannte hinaus – in den letzten Wochen eigens bewegt haben:

Ein Erstes: Da ist die Kultur- und Zivilisationskritik von Peter Wust, die er – prophetisch genug und erstaunlich aktuell – früh äußert. Wust warnt vor einem Fortschritt um jeden Preis – ohne Wertbindung und Folgenabschätzung. Damit wir uns richtig verstehen: Er malt Kultur und Gesellschaft nicht einfach schlecht. Wust ist kein Kulturpessimist, aber bleibt doch – Zeit seines Lebens – ein kritischer Beobachter und Mahner. Nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll, tut dem Menschen in seiner Entwicklung und für seine Selbstbefreiung gut.
Alois Glück spricht von „Freiheit und Verantwortung“. Beides gehört zusammen. Es geht nicht um eine egoistische, haltlose Selbstverwirklichung. „Nicht jeder Fortschritt macht die Welt humaner“ – schreibt er an einer Stelle. Es braucht auch ein Abschätzen, Wägen und verantwortliches Handeln. Das betrifft etwa – vor dem Hintergrund der medizinischen Entwicklung – Fragen des Lebensschutzes, gerade an den Rändern des Lebens, bei der Geburt und angesichts des Sterbens. Von Anfang an waren Sie, sehr geehrter Herr Glück, in der Umweltpolitik engagiert und das zu einer Zeit als dieses Betätigungsfeld nicht schon Allgemeingut der Parteienlandschaft war, sondern noch ein grünes „Geschmäckle“ hatte. Sie waren Mitglied der Ethikkommission für die sichere Energiegewinnung und lassen sich überhaupt von der Suche nach einem Lebensstil begeistern, der langfristig tragfähig ist. Einmal sagen Sie: „Ich fände es faszinierend, ein neues Wohlstandsmodell aus christlicher Perspektive zu entwickeln – eines, das nicht alles am Bruttosozialprodukt misst“. Der kritische Kultur- und Zivilisationsbeobachter Peter Wust hätte seine Freude daran! Ihre beiden Stimmen ergänzen sich!

Ein Zweites: Für Wust bleibt das Leben ein Wagnis, ist brüchig und zweideutig. Von der „Insecuritas“, der Ungesicherheit des Lebens – in allen Bereichen – spricht Wust. Nun kann man auf diese Welterfahrung verschieden reagieren: verdrängen, verschweigen, sich zurückziehen, resignieren, heile Gegenwelten ermauern oder in Angst versinken.
Ihre Antwort auf die „Insecuritas“ des Lebens lautet: Aufbruch, Dialog, suchen, ringen und – wiederum – verantwortlich handeln.
Wiederholt zitieren Sie einen Satz von Martin Buber: „Gott spricht zum Menschen durch die Ereignisse und Menschen, die er ihnen in den Weg schickt.“ Veränderungen, Widerwärtigkeiten und die „Insecuritas“ des Lebens beinhalten eine Botschaft. Sie sind kein Hindernis, sondern Gestaltungsauftrag. Selbst Kontroversen – Kinder der Zweideutigkeit des Lebens – bezeichnen Sie einmal als „Weg des Heiligen Geistes“. Wir bräuchten mehr Menschen, die in den Veränderungen nicht angstvoll Bestehendes zu verwalten trachten, sondern sich mutig ans Gestalten wagen: Leben, Welt und auch die Krise konstruktiv als Chance begreifen!

Ein Drittes: Zeit seines Lebens wurde Peter Wust für seinen christlichen Standpunkt, die christliche Prägung seiner Philosophie getadelt. Nicht neutral genug – sei das doch alles! Doch für ihn war der Glaube nicht eine austauschbare Zutat, sondern ein fragloser Stand- und Startpunkt und auch ein Gebot der Ehrlichkeit: Weil es ihm um den ganzen Menschen ging, musste auch die religiöse Dimension Beachtung finden in seiner Philosophie, in seinem Blick auf Leben und Welt.
Wie man so hört, haben Sie mehrfach abgelehnt bayrischer Ministerpräsident zu werden, aber – obwohl der Ruhestand schon lockte – die Wahl zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken angenommen. Ganz fraglos steht für Sie der Glaube im Zentrum. Und Sie messen ihm eine soziale, gesellschaftspolitische Bedeutung zu: Er gehört nicht ins stille Kämmerlein, sondern ins Leben, in die Gesellschaft, unter die Leute. „Vom Auftrag der Christen in unserer Welt“ handelt Ihr neues, eben erst erschienenes Buch. Kirche und Glaube das sind nicht beliebige Zutaten, kein „functional food“, nicht nur dann gut, wenn es krankt. Glaube ist nicht Medizin, sondern Lebens-Mittel, Grundnahrungsmittel – vollkostig und vitaminreich.
Eines betonen Sie dabei besonders: Wichtig ist das Glaubensleben, das nicht von einer mitleidigen Selbstbeschäftigung oder selbstverliebten Nabelschau erdrosselt werden darf. Es geht um den Einsatz, den selbstlosen Dienst in der Welt und für die Gesellschaft, um ein christliches „pro vobis“ – das Sie in ihrer eigenen Biographie vielfach ausbuchstabiert haben.

Drei Eindrücke aus der Schreibstube, die den inhaltlichen Dialog, die Verbindung mit Peter Wust veranschaulichen mögen.
Das besonders Schöne daran: Bei der Beschäftigung mit Alois Glück wurde es nie laut, nie hektisch, nie polternd in der Schreibstube. Ich vernahm kein tagespolitisches Säbelrasseln, sondern eine durchwegs besonnene, integre, authentische, sich nicht in den Mittelpunkt drängende Stimme: keinerlei Starallüren.
Als ein solcher Mensch war Ihnen, sehr geehrter Herr Glück, die Laudatio wohl auch ein geduldforderndes, etwas peinlich berührendes Muss, mit der wir Ihnen aber unsere allseits aufrichtige Anerkennung aussprechen möchten. Von Herzen darf ich Ihnen gratulieren und danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit.

Musikalische Mitgestaltung der Verleihung des Peter Wust Preises 2015

Schülerinnen und Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums Merzig mit drei Titeln aus dem Musical „ ZIP ZAP, auf den Spuren von Peter Wust“ gestalteten die Preisverleihung musikalisch mit.